Nachkriegszeit – Die deutsche Teilung

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Stadt und Landkreis Coburg kamen in die amerikanische Besatzungszone, während Thüringen unter sowjetische Besatzung gestellt wurde. Die Beziehungen zwischen den Siegermächten, besonders zwischen den USA und der Sowjetunion, verschlechterten sich rasch aufgrund ideologischer und politischer Spannungen. Der kapitalistische Westen und der kommunistisch geprägte Osten standen sich zunehmend feindlich gegenüber. Dieser Konflikt spiegelte sich auch in Deutschland wider.

1949 konstituierten sich auf deutschem Boden zwei neue Staaten: Die westlich orientierte Bundesrepublik Deutschland, kurz BRD, und die kommunistisch geprägte Deutsche Demokratische Republik, DDR. Diese Entwicklung hatte für das Coburger Land katastrophale Folgen. Aus einer Grenze zwischen zwei deutschen Gliedstaaten wurde ab 1952 eine scharf bewachte Staatsgrenze. Ursprünglich in der Landesmitte gelegen, war der Landkreis Coburg nun von drei Seiten von der innerdeutschen Grenze umschlossen. Bedeutende wirtschaftliche und familiäre Bande wurden dadurch zerschnitten. Dies wirkte sich besonders verheerend auf den Wirtschaftsraum Neustadt b. Coburg – Sonneberg aus. Die dort ansässige Puppen- und Spielzeugindustrie musste sich neu strukturieren. Unternehmer, die mit der politischen Entwicklung nicht einverstanden waren, wanderten teilweise aus Thüringen ab und fingen im Coburger Land von Neuem an.

Die Folgen der innerdeutschen Grenze

Neben den wirtschaftlichen Kontakten zerschnitt die Grenze auch sämtliche Verkehrsverbindungen gen Norden. Die Werrabahn, welche einst die Industrialisierung im Raum Coburg vorangetrieben hatte, endete nun in einem Wald bei Görsdorf. Durch die Randlage des Kreises Coburgs entwickelte sich das Land zu einem wirtschaftlichen Notgebiet. Einige Unternehmen verließen die Region aufgrund der neuen Rahmenbedingungen. Ein großes Problem stellte das vorhandene Verkehrsnetz dar, da der Landkreis sowohl mit der Schiene als auch über die Straße nur schwer erreichbar war. Spätestens ab den 1960er Jahren wurden Forderungen nach einem Ausbau der Verkehrswege laut. Der Freistaat Bayern und der Bund reagierten mit finanziellen Hilfen.

1971 trat das Zonenrandförderungsgesetz in Kraft, welches regionale Wirtschaftsförderung, Sonderabschreibungen für Unternehmen und den Ausbau der Verkehrswege beinhaltete. Außerdem gab der Staat Anreize für Firmenansiedlungen. Diese Grenzlandhilfen bildeten in den Augen der Coburger Unternehmer jedoch nur einen teilweisen Nachteilsausgleich. Viele Probleme, wie die Verkehrsanbindung, konnten bis 1989 nicht zufriedenstellend gelöst werden.

Dennoch zeigte sich die Coburger Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg selbstbewusst in der Öffentlichkeit. Stolz verwies man auf die Vielfalt der Branchen, die hier heimisch waren. Auch hob man die Bedeutung der Coburger Industrie für den Export hervor. Schon 1950 erreichte die Exportleistung der hiesigen Firmen rund 35 Millionen Mark. Bis 1980 wuchs die Ausfuhr von Waren auf 473 Millionen Mark. Die Industrialisierung wurde unabhängig von der Grenzziehung weiter vorangetrieben. Die Zahl der Industriebetriebe im Raum Coburg stieg von 142 im Jahr 1950 auf 351 im Jahr 1968. Ab den 1970er Jahren stoppte diese Entwicklung aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen und zunehmendem globalen Wettbewerb. Die Zahl der Firmen sank bis 1980 auf 243.

Dank der in den 1970er Jahren einsetzenden Entspannungspolitik konnte die Region positive Effekte verzeichnen. Ein Beispiel war die Eröffnung eines PKW-Grenzübergangs 1973 zwischen Rottenbach und Eisfeld. Dieser ermöglichte den sogenannten „Kleinen Grenzverkehr“, was Besuche in den nahegelegenen Grenzorten einschloss. Die wirtschaftliche Bedeutung des Grenzübergangs war allerdings minimal, da bei der Ausreise in die Bundesrepublik lediglich Gegenstände im Wert von 20 DDR-Mark gebührenfrei mitgeführt werden durften.

Mit dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 und den darauf folgenden politischen Veränderungen in der DDR änderten sich auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Raum Coburg. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 war der Landkreis Coburg wieder in die Mitte des Landes gerückt und stand nun vor neuen Aufgaben.