Zwischen Hyperinflation und Wirtschaftskrise

Wirtschaftliche Entwicklungen in der Coburger Region

Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands war zwischen 1918 und 1945 von erheblichen Herausforderungen, politischen Umbrüchen und globalen Ereignissen gekennzeichnet. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Land gezwungen, den Versailler Vertrag zu akzeptieren, der erhebliche Reparationszahlungen und eine Schwächung der deutschen Wirtschaft vorsah. Dies führte zu schweren ökonomischen Belastungen. Sichtbarster Ausdruck dieser Krise war die Hyperinflation, die 1923 ihren Höhepunkt erreichte und zu einer rapiden Geldentwertung führte. Dies hatte vor allem für die Bevölkerung negative Auswirkungen, da das Vermögen wertlos wurde. Geld musste sofort ausgegeben werden, bevor es durch die schnelle Teuerung wertlos wurde. Erst die Einführung der Rentenmark als neue Währung beendete diese Krise, die an den Unternehmen eher geräuschlos vorüberging.

Wirtschaftliche Entwicklungen in den 1930er und 1940er Jahren

Allerdings wurde die deutsche Wirtschaft erneut durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 stark beeinträchtigt. Infolgedessen mussten zahlreiche Firmen Konkurs anmelden. In Coburg betraf das beispielsweise die Maschinenfabrik Flocken, die 1931 Konkurs ging. Ebenfalls von der Schließung betroffen war die renommierte und international agierende Möbelfabrik Hoffmeister & Grasser in Coburg. Das Ende zahlreicher Betriebe und der Zusammenbruch des Exports führten zu sozialen Unruhen und Massenarbeitslosigkeit. So vermeldete der Arbeitsamtsbezirk Coburg im Jahr 1933 für die Vestestadt eine Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent und für Neustadt bei Coburg eine Quote von 9,0 Prozent. Der Landkreis wurde dadurch zu einem wirtschaftlichen Notstandsgebiet. Diese ökonomische und die damit verbundene politische Krise brachten schließlich 1933 Adolf Hitler und seine nationalsozialistische Bewegung an die Macht. Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, führte der neue Machthaber umfassende öffentliche Arbeiten durch und legte Förderprogramme auf. Für die wirtschaftlichen Notstandsgebiete wurde eine gezielte Wirtschaftsförderung beschlossen. Kernstück dieser Politik war die Ansiedlung neuer Unternehmen. Besonders in Neustadt bei Coburg sollten so die Arbeitslosenzahlen gesenkt werden. So siedelte sich im Jahr 1936 die Spielwarenfabrik O. & M. Hausser in der Puppenstadt an. Sie übernahm die Firmengebäude der Puppenfabrik Arnold. Um von der Spielwarenindustrie unabhängiger zu werden, forderte die Stadt die Ansiedlung von Unternehmen aus anderen Branchen. Dies gelang 1937 durch den Bau eines Werkes für Starkstromleitungen, das von der Firma Siemens errichtet wurde. Schon 1939 waren dort 1.650 Personen beschäftigt. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich bis 1982 auf 2.600 Angestellte, womit die Fabrik zu einem der größten Arbeitgeber des Landkreises avancierte. Durch die Ansiedlung von Siemens konnte demnach die Arbeitslosigkeit langfristig gesenkt werden. Die Firma erwarb außerdem weitere Unternehmen in der Region, wie zum Beispiel im Jahr 1938 die ehemalige Feinsteingutfabrik Max Roesler in Bad Rodach. Dort wurde zunächst Elektroporzellan hergestellt, das als Isolatoren in elektrischen Anlagen und Geräten Verwendung fand. Ab 1960 erweiterte die Firma ihre Produktion um die Herstellung thermoplastischer Kunststoffe, die ebenfalls als Isolatoren verwendet wurden.

Der Wirtschaftsaufschwung nach 1933 wurde allerdings auch durch die Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten befördert. Ab 1936 gewannen diese Planungen zu Lasten anderer Industriezweige immer mehr an Bedeutung. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 verstärkte diese Entwicklungen noch zusätzlich. Produkte des alltäglichen Lebens waren nur noch durch Kartenzuteilungen erhältlich. Auch im Coburger Land war diese Entwicklung zu spüren. Die Firma Brose beispielsweise führte eine sogenannte Sonderfertigung für Benzinkanister und Munitionsteile ein. Diese Produkte machten nach wenigen Jahren drei Viertel des in die Millionen gehenden Umsatzes aus. Während des Krieges wurde die Industrie mit neuen Problemen konfrontiert. Einerseits wurde von ihr verlangt, immer mehr Waffen und Kriegsmaterial zu produzieren, andererseits fehlte es an Arbeitern, da diese im Kriegseinsatz waren. Das Problem sollte durch Zwangsarbeit gelöst werden. Vor allem Kriegsgefangene aus Russland, Polen und Frankreich und jüdische Bürger mussten Zwangsarbeit leisten. In Neustadt bei Coburg gab es ab 1944 zum Beispiel ein Außenlager für Zwangsarbeiter des Konzentrationslagers Buchenwald. Bei Kriegsende wurden allein in Coburg rund 10.000 Zwangsarbeiter registriert. Bis 1948 wurden sie wieder in ihre Herkunftsländer zurückgeführt. In Deutschland ging man indes daran, die Wirtschaft nach der Kriegsniederlage wieder aufzubauen.