Von Papiermühlen zu Papierfabriken

Papier- und Pappverarbeitende Industrie

Die Papierherstellung im Raum Coburg hat ihre Wurzeln in den Papiermühlen, die erstmals 1451 bezeugt sind. Eine solche Mühle existierte damals in der Coburger Schleifmühle. Zwei entscheidende Faktoren unterstützten die Ansiedlung dieser und anderer Papiermühlen: ausreichendes Wasser als Produktionsmittel und mechanische Kraft sowie reichlich Holz aus den umliegenden Forstgebieten wie dem Thüringer Wald.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich aus den ersten Papiermühlen größere Papierfabriken, vor allem im Bereich der Itz und der Lauter. Die größte war die Papierfabrik Oberlauter mit 120 Angestellten. Die Einführung der Pressefreiheit 1849 förderte diese Entwicklung, da zahlreiche Zeitungen und Verlage Papier benötigten. Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein existierte im Raum Coburg ein ausgeprägtes Buchdruck- und Verlagsgewerbe.

Firmen in und um Coburg

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden neue Firmen, die sich auf die Papierverarbeitung spezialisierten. 1949 gründete Paul Daniel die Coburger Kartonagenfabrik, die heute 300 Mitarbeiter beschäftigt und in Dörfles-Esbach ansässig ist. Die Produktion umfasste Rohkartonagen, Industrie- und Gebrauchskartonagen sowie Faltschachteln und Wellpappkartons.

Kurz darauf siedelte sich die Firma Prodinger im Raum Coburg an. Ursprünglich in Thüringen beheimatet, musste sie aufgrund von Enteignungsmaßnahmen in der sowjetischen Besatzungszone umsiedeln. Prodinger spezialisierte sich auf Außen- und Innenverpackungen, Füllmaterialien und Hygieneartikel.

Das größte Unternehmen in diesem Industriezweig ist heute das Wellpappenwerk Schumacher in Ebersdorf. Kurt Schumacher gründete 1948 einen Handelsbetrieb und stieg 1957 in die Produktion von Wellpappverpackungen ein. Heute ist Schumacher mit ca. 3.700 Angestellten einer der größten Arbeitgeber im Landkreis.

Im Jahr 1980 gab es insgesamt sechs Betriebe im Raum Coburg, die sich auf Papier- und Pappverarbeitung spezialisierten. Während die papierverarbeitende Industrie an Bedeutung gewann, ging die traditionelle Papiererzeugung zurück. Unternehmen wie die Papierfabrik Oberlauter wurden größeren Firmen angegliedert, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Höhere Umweltstandards und technische Investitionen machten Rationalisierungen notwendig, die letztlich zu Schließungen ab den 1990er Jahren führten.

Ein erfolgreiches Unternehmen ist die Neustadter Firma Zoewie, gegründet 1948 von Franz Zöllner-Wiethoff. Zöllner-Wiethoff arbeitete zuvor als Geschäftsführer bei der Papierfabrik Oberlauter, bevor er sich selbstständig machte. Zoewie ist heute der führende Hersteller von Geschenkpapieren und -verpackungen in Deutschland.