Von Glühlampen bis Christbaumkugeln

Coburger Glas- und Christbaumschmuck

Die Glasherstellung besitzt in Deutschland eine lange Tradition. Schon 1598 erlaubte Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg im Zuge seiner Wirtschaftsförderungspolitik die Ansiedlung von Glasmachern in Lauscha, Thüringen. Die Handwerker fanden dort optimale Bedingungen für die Errichtung einer Glashütte vor. Enorme Holzmengen aus dem Thüringer Wald waren notwendig, um Rohstoffe wie Quarzsand oder Kalk zu schmelzen.

Einfluss auf die Coburger Region

Bis ins 19. Jahrhundert hinein entwickelten sich in diesem Gebiet protoindustrielle Strukturen, die Sonneberg zum Zentrum der Glasherstellung in Deutschland machten. Der heutige Landkreis Coburg profitierte lange nicht von dieser Entwicklung und konzentrierte sich eher auf den Glashandel. Eines der größten Unternehmen dieser Art war die 1902 gegründete Coburger Glashandlung Ernst Knoch.

Erst während der Weimarer Republik entstanden Fabriken, die sich auf die Herstellung von Glaskolben für Glühlampen spezialisierten. 1919 gründete der Jungunternehmer Hans Jahn das HELLUM-Glühlampenwerk in Coburg, das ursprünglich Stromzuführungsdrähte und Lampensockel produzierte. Ab Mitte der 1930er Jahre fokussierte sich das Unternehmen auf die Produktion kompletter Glühlampen und Weihnachtsschmuck.

In den späten 1930er und 1940er Jahren siedelten sich im Zuge der nationalsozialistischen Wirtschaftsförderungspolitik und der Kriegsvorbereitung weitere Betriebe der Glasindustrie im Coburger Raum an. Dazu gehörte die Vogesa Glühlampenfabrik, die in Neuses die Produktion von Allgebrauchslampen aufnahm.

Mitten im Zweiten Weltkrieg spezialisierte sich die Glasindustrie weiter. Drei Schwerpunkte entstanden: Die hohlglasverarbeitende Industrie, die Glasbehälter wie Trink- oder Konservengläser produzierte, startete 1943 mit der Firma Vitram in Coburg. Nach dem Krieg und der deutschen Teilung verlagerten Unternehmen ihre Betriebsstätten von Sonneberg in den Landkreis Coburg.

Ähnlich verlief die Entwicklung der Christbaumschmuckindustrie. Nach der Abtrennung der Lauschaer und Steinacher Weihnachtsschmuckindustrie von der Bundesrepublik fassten Unternehmen im Raum Coburg und Neustadt b. Coburg Fuß. Die 1948 gegründete Firma „Lauschaer Glas- und Spielwarenindustrie“ in Neustadt b. Coburg ist ein Beispiel dafür. Die Produkte fanden bald weltweit Abnehmer, und die Zahl der Angestellten stieg auf über 700. Das bedeutendste Unternehmen wurde „Inge-Glas“ (heute Inge´s Christmas Decor).

Der dritte Schwerpunkt der Coburger Glasindustrie war die Glaswollgewinnung und -verarbeitung. Das Glaswerk Schuller, das sich 1947 in Coburg niederließ, stellte spinnbare Glasfasern her und profitierte von Patenten des Firmengründers Werner Schuller. Die Glaswerke existierten bis 1971 und zogen dann nach Wertheim um.

Ab 1950 setzten Rationalisierungsbestrebungen ein. Kleinere und mittlere Betriebe schlossen oder gingen in Konkurs, darunter 25 Glasbläserbetriebe sowie größere Firmen wie Vitram und Vogesa. Der Preis- und Konkurrenzdruck ausländischer Anbieter war ein wesentlicher Grund dafür. Dennoch konnten sich einige Unternehmen wie HELLUM auf dem Markt behaupten und mit Qualität überzeugen.