Frühe wirtschaftliche Vielfalt in der Coburger Region

Das wirtschaftliche Leben im Coburger Land begann nicht erst mit der Industrialisierung. Schon seit dem Mittelalter gab es hier Betriebe und Handwerksbereiche, die die Grundlage für den heutigen Wirtschaftsstandort bildeten. Militärische Konflikte wie der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachten zwar ökonomische Rückschläge, doch das Land konnte sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts davon erholen.

Eine zentrale wirtschaftliche Bedeutung besaßen zunächst die Mühlen. Bereits 1253 wurde mit der Weidenmühle in Scherneck erstmals eine solche Anlage im Coburger Land erwähnt. Primär dienten die Mühlen dem Mahlen von Getreide, aber die benötigte Wasserkraft spielte auch eine wichtige Rolle in anderen Produktionsverfahren, insbesondere in der Metallverarbeitung und der Papiererzeugung. 1531 eröffnete in Coburg eine Schleif- und Poliermühle, die vor allem Rüstungen und Waffen herstellte. Militärische Bedeutung hatten auch die Pulvermühlen, in denen Schwarzpulver produziert wurde. Eine erste Mühle dieser Art befand sich 1608 in Mönchröden. Auch Papiermühlen hatten einen großen Stellenwert.

Die 1581 gegründete Papierfabrik in Oberlauter legte den Grundstein für die heutige papiererzeugende und -verarbeitende Industrie. Märbelmühlen prägten ebenfalls den frühen Wirtschaftsstandort.

1771 richtete der Coburger Staatsminister Moritz August von Thümmel (1738-1817) in Oeslau eine Kugelmühle ein, in der Muschelkalkstein zu Kugeln gemahlen wurde, die sowohl als Spielzeug für Kinder als auch als Munition für die Schiffartillerie dienten.

Natürliche Ressourcen

Neben der Wasserkraft nutzten die Menschen auch Bodenschätze. Im Coburger Land zeigt sich dies in der Vielzahl von Ziegeleien. Der erste landesherrschaftliche Betrieb existierte 1480 in Coburg. Zu dieser Zeit gab es große Tonvorkommen bei Kipfendorf. Neben Ton war auch Kalk ein begehrter Rohstoff. Ein Kalkofen ist bereits für 1317 in Zedersdorf belegt. Ab 1694 wuchs das Interesse an weiteren Bodenschätzen, und es wurden Steinkohle, Eisenerze und Quarzsand entdeckt. Letzterer gewann durch den Export an auswärtige Porzellanfabriken eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung. Holz spielte als weiterer natürlicher Rohstoff eine wesentliche Rolle im Wirtschaftsleben des Coburger Landes, nicht nur für den Bau, sondern auch für die Verarbeitung verschiedener Holzwaren. Daher siedelten sich gerade im Umfeld des Lichtenfelser Forstes die ersten Holzgewerbe an, wie das Küblergewerbe um Ebersdorf und Frohnlach, das vor allem Fässer und Kufen herstellte.

Weitere Wirtschaftssektoren in der Coburger Region

Ein großer Teil des Wirtschaftslebens wurde auch vom Textilhandwerk geprägt. 1386 erlaubte Markgräfin Katharina von Meißen (1334-1397) die Ansiedlung von zwölf Tuchmachern in Coburg. Bald erkannten sie, dass viele Arbeitsvorgänge ihres Handwerks nur gemeinsam bewältigt werden konnten, um rational und kostensparend zu arbeiten. Sie gründeten eine Genossenschaft und erhielten 1678 gemeinsam das Privileg, eine Kunstfärberei zu eröffnen. Sie beschäftigten einen gemeinsamen Tuchscherer und betrieben eine Walkmühle. Auch in anderen Orten des Coburger Landes siedelten sich Tuchmacher an. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts spürten die Handwerker die Folgen des Imports günstiger und industriell hergestellter Textilwaren aus Großbritannien und Frankreich im Herzogtum Coburg. Sie forderten daher die Erhebung von Schutzzöllen für ausländische Produkte. Andererseits führte die frühe Industrialisierung im Coburger Umland zu einer Mechanisierung im Textilgewerbe. 1842 arbeiteten 477 Arbeiter an 387 Webstühlen in diesem W

irtschaftssektor. Die größten Unternehmen befanden sich damals mit 208 und 125 Arbeitern in Coburg.

Die ersten Fabriken traten um 1700 in Erscheinung. Besonders erwähnenswert ist die Entstehung von Fayence-Manufakturen, die ab 1718 in Coburg mit der Herstellung von Keramiken begannen, als Reaktion auf die Erfindung des europäischen Hartporzellans durch Johann Friedrich Böttger (1682-1719) im Jahr 1710. Die Fayence-Produktion konnte sich jedoch langfristig nicht durchsetzen, und 1773 schloss die letzte Manufaktur ihre Pforten.