Wirtschaftlicher Abschwung in den 1990er Jahren

Auf den „Wiedervereinigungsboom“ der Wirtschaft folgte in den 1990er und 2000er Jahren eine längere Phase des Abschwungs. Die Coburger Region musste den Verlust der Zonenrandförderung verkraften, während neue Höchstfördergebiete direkt jenseits der Landkreisgrenze entstanden.

Konkurrenz aus Osteuropa

Auch die Staaten Ostmitteleuropas machten der heimischen Wirtschaft zunehmend Konkurrenz, indem sie mit sehr niedrigen Lohnkosten punkten konnten. In dieser Situation wurden die Probleme der heimischen Wirtschaft deutlich, die sich bisher auf staatliche Unterstützung verlassen hatte. Hausgemachte Probleme, wie zu hohe Kosten und eine nicht ausreichende Rentabilität, traten nun klar zutage.

Hinzu kamen externe Faktoren, etwa die angespannte geopolitische Lage nach den Terroranschlägen des 11. September 2001, die zu einer ausgeprägten Wirtschaftsflaute führte. Währungsschwankungen zwischen dem US-Dollar und den europäischen Währungen, bzw. dem Euro, verteuerten heimische Produkte auf wichtigen außereuropäischen Märkten. In dieser Phase gerieten einige traditionsreiche Unternehmen der Region in Schwierigkeiten.

Der Büroartikelhersteller Dahle, bekannt für seine Flipcharts, Schneidemaschinen und Aktenvernichter, musste 2002 Insolvenz anmelden. Auch die Porzellanfabrik Goebel, in der die Hummel-Figuren entstanden, geriet wirtschaftlich in Schieflage. Der Puppenhersteller Zapf Creation AG beendete aus Kostengründen 2002/2003 seine noch verbliebene Produktion am Standort Rödental. Seit 2003 kam am Standort Neustadt die Glasfaserherstellung praktisch zum Stillstand. 2005 gab der US-Konzern Corning bekannt, die Glasfaserproduktion komplett von Deutschland nach Polen zu verlagern, wodurch die Belegschaft am Standort Neustadt um die Hälfte verringert werden sollte.

Niedergang der Polstermöbelindustrie

Eine der am härtesten betroffenen Branchen war jedoch die Polstermöbelindustrie. Bereits in den 90er Jahren begann der Niedergang für eine Reihe namhafter Hersteller der Region. Nicht etwa, weil die Produkte nicht gut oder nicht modern genug gewesen wären, sondern weil die hiesigen Unternehmen preislich nicht mehr mit den billiger produzierenden Herstellern, zunächst aus Osteuropa und später aus Fernost, mithalten konnten.

Designpreise und Konkurrenzdruck

Regelmäßig wurden Betriebe der Coburger Region mit Designpreisen ausgezeichnet und ihre Kreationen auf Messen und in Fachzeitschriften gelobt. Dennoch konnten viele den Preiskampf mit der Konkurrenz nicht bestehen. Ein klangvoller Name nach dem anderen verschwand und Betriebe, deren ausgedehnte Produktionsstätten teilweise noch heute das Ortsbild mancher Gemeinden prägen, gingen in Insolvenz.

Ein Beispiel ist die Möbelfabrik Albrecht in Weitramsdorf. Der Betrieb entwickelte sich in über 100 Jahren von einem Schreinerbetrieb zu einem Unternehmen mit 61.000 Quadratmetern Betriebsfläche. Das Firmengelände erstreckte sich parallel über die gesamte Länge der Ortschaft. 1997 erfolgte die Insolvenz, gefolgt von der Übernahme durch einen Investor. Das endgültige Aus für Albrecht kam zum Jahresbeginn 2003 aufgrund der schwierigen Marktlage. Weitere prominente Beispiele sind Chromo-Möbel in Sonnefeld oder Völker-Design in Ebersdorf, die im Verlauf der 2000er Jahre aufgeben mussten.